Ratgeber
So wichtig ist Fusspflege
Podologin Ruth Trenkler, Präsidentin des deutschen Verbandes für Podologie, teilt ihre Erfahrungen aus 20 Jahren medizinischer Fusspflege.
Seit mehr als 20 Jahren ist Ruth Trenkler in der medizinischen Fusspflege tätig und seit 1999 Podologin. Sie hat eine eigene podologische Praxis und ist seit März 2019 Präsidentin des Deutschen Verbandes für Podologie (ZFD) e.V., des bundesweit grössten Berufsverbandes für Podologie. Der Gedanke, anderen Menschen wieder auf die Füsse zu helfen war von Anfang an ihre Motivation, ein möglichst umfangreiches Wissen über Füsse und Fusskrankheiten zu erwerben sowie Lösungen und Behandlungsmethoden für Probleme und Beschwerden in diesem Bereich anbieten zu können.
Unsere Füsse sind meist in Schuhe und Socken versteckt – und somit ausserhalb des Sichtfeldes. Geraten sie dadurch in Vergessenheit? Kümmern wir uns ausreichend um unsere Füsse?
Unsere Füsse werden tatsächlich oft stiefmütterlich behandelt und erst dann wahrgenommen, wenn sie streiken – schmerzen, brennen oder jucken, das heisst, wenn buchstäblich der Schuh drückt.
„Bis zur angemessenen Wertschätzung des Fusses als wertvolles und durchaus attraktives Teil des Menschen liegt noch ein weiter Weg vor uns. Oft und gerade bei den jungen Leuten, wird der Fuss als unrein empfunden, was absolut ungerecht ist, wenn man die Leistung dieses filigranen und schönen Körperteils betrachtet.“
Podologin Ruth Trenkler
Präsidentin des Deutschen Verbandes für Podologie (ZFD) e.V.
Was kann ich meinen Füssen grundsätzlich Gutes tun, damit sie schön und gesund bleiben?
Grundsätzlich tut dem Fuss alles gut, was die Muskeln, Sehnen und Bänder stärkt und der Haut und den Nägeln nützt. Das beginnt bei einer gesunden Ernährung und endet bei Übungen, die die Muskulatur stärken, regelmässiger Reinigung der Füße mit guten Produkten, (dabei das Abtrocknen nicht vergessen!), einer guten Nagelpflege und einer Pflege der Haut mit Produkten, die dem Hautbild entsprechend ausgewählt sind. Wenn man dabei seine Füsse auch noch massiert und durchknetet, fördert man die Durchblutung und macht die Muskeln und kleinen Gelenke geschmeidig. Auch Licht und Luft sollte man, wann immer möglich, an die Füsse lassen.
Was kann ich tun, um Schweissfüsse zu vermeiden?
Generell kann man hier an drei Fronten arbeiten: dem Schuh, dem Strumpf und dem Fuss. Menschen, die zu Schweissfüssen tendieren, sollten regelmässig ihre Schuhe wechseln, die Schuhe innen mit entsprechenden Produkten desinfizieren und die Schuhe, vor einem erneuten Tragen, ausreichend austrocknen lassen.
Bei den Strümpfen sind Baumwollstrümpfe zu empfehlen, die man bei Bedarf auch etwas heisser waschen und dadurch desinfizieren kann. Perfekt ist es, wenn man die Strümpfe im Lauf des Tages wechselt.
Ist man von Schweissfüssen geplagt, sollte man sie morgens und abends kurz waschen.
Was ist für Füsse und Nägel im Sommer besonders wichtig?
Eine gute Fusspflege ist das ganze Jahr über wichtig, allerdings werden Füsse im Sommer eher wahrgenommen, vor allem Frauen, die dann in offenen Schuhen und hübschen Sandalen gehen, möchten gern schöne, gepflegte Füsse haben. Daher sollte man schon vor dem Sommer darauf achten, dass man die Füsse regelmässig eincremt am besten, morgens und abends! Leichtere, trockene Hornhaut bekommt man mit der entsprechenden Pflege so gut in den Griff.
Was empfehlen Sie für die tägliche Pflege?
Für die tägliche Pflege bei gesunden Füssen empfehle ich: morgens nach dem Duschen die Füsse gut abtrocknen und eincremen. Während des Zähneputzens dann ein paar Mal in den Zehenstand gehen oder ein paar Greifbewegungen mit den Füssen machen, abends ein kurzes Fussbad, da genügen schon 2 – 3 Minuten, dann ebenfalls gut abtrocknen, cremen und etwas massieren, ebenfalls beim Zähneputzen ein paar Übungen mit den Füssen machen. Einmal wöchentlich sollte man die Füsse etwas verwöhnen: ein Fussbad, eine Fussmaske und eine schöne Massage – da kann man sich auch gegenseitig verwöhnen.
Aus Ihrer täglichen Erfahrung als Podologin: Was sind die häufigsten „Fussprobleme“, die Ihnen begegnen und was lässt sich dagegen tun?
Mit zunehmendem Alter trocknet die Haut immer mehr aus. Tägliches Cremen ist wichtig, weil es Hornhaut und Schrunden vorbeugt, aber auch Pilze und Warzenviren haben bei einer gepflegten Haut weniger Chancen, sich einzunisten. Denn wenn die Haut unter der Trockenheit leidet können kleine Microrisse entstehen und so Eintrittspforten für Keime bilden. Produkte, die den Wirkstoff Urea enthalten, haben sich bewährt, da sie für Feuchtigkeit so für eine gute Hautpflege sorgen.
Werden Füsse nicht ausreichend gepflegt sowie in zu enge Schuhe gesteckt, kommt es durch den auftretenden Druck vermehrt zur Hornhautbildung. Durch fehlende Elastizität der Hornhaut aufgrund ihrer Trockenheit können sich Risse bilden. Anfangs sind sie kaum sichtbar, machen aber bereits Beschwerden beim Gehen. Schrunden können mit speziellen, intensiv pflegenden Cremes behandelt werden. Im fortgeschrittenen Stadium ist eine Behandlung durch einen Podologen ratsam.
Warzen sind Infektionen, die von Viren ausgelöst werden. An den Füssen gibt es verschiedenen Arten von Warzen, häufig sind die sogenannten Dornwarzen, die, da sie beim Gehen schmerzen, gern mit Hühneraugen verwechselt werden. Warzenviren haben leichtes Spiel, wenn die Haut aufgeweicht ist, z.B. im Schwimmbad oder bei Schweissfüssen oder wenn die Haut nicht gepflegt ist und wenig Schutz bekommt.
Die Behandlung der Warzen ist unterschiedlich, grundsätzlich sollte man aber zur Unterstützung einer Warzenbehandlung darauf achten, dass der Fuss warm und gut durchblutet ist, dass die Haut gut gepflegt ist und dass man strikt auf Hygiene achtet, damit sich die Warzen nicht weiterverbreiten.
Im Unterschied zu den Warzen entstehen Hühneraugen durch drei Faktoren: Druck, Reibung und einer Fehlstellung des Fußes oder des Zehs. Zunächst kommt es zur Hornhautbildung. Wird die Hornhaut nicht entfernt, können Hornzellen in die Tiefe wandern. Dort drücken sie in tieferen Hautschichten auf Nerven und verursachen Beschwerden.
Der Schuh, der die Druckstelle verursacht hat, sollte ersetzt werden. Hühneraugen, die gerade im Entstehen sind, kann man gut durch das Weichmachen – beispielsweise mit speziellen Pflastern – und dem vorsichtigen Entfernen der Verhornung beseitigen. Diabetiker sollten bevor sie entsprechende Pflaster verwenden, unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Ähnlich wie bei einer Infektion mit Warzen braucht der Pilz eine Eintrittspforte bzw. eine Haut, deren Schutz geschwächt ist. Im Gegensatz zum Hautpilz, den man meist relativ schnell in den Griff bekommt, ist der Nagelpilz langwierig und hartnäckig. Hier ist eine effiziente und wirksame Behandlung wichtig mit Präparaten, die dem Pilz den Nährboden entziehen, sodass er abstirbt und sich auch nicht mehr verbreiten kann. Gerade im Sommer, wenn es warm ist, wenn wir viel baden gehen und die Füsse dadurch feucht und die Nägel aufgeweicht sind, kann man vorbeugende Nagelpilzprodukte auftragen.
Nicht immer ist der Nagel eingewachsen, wenn er im Nagelfalz schmerzt. Oft verursacht enges Schuhwerk, Stützstrümpfe oder eine Verletzung Schmerzen im Nagelfalz. Daher sollte in diesen Fällen ein Podologe aufgesucht werden.
Fusspilz, Warzen & Co. gehören zu den Themen, über die man nicht gerne redet. Muss man sich dafür schämen?
Nein, schämen muss man sich auf keinen Fall. Oft bekommen gerade diejenigen, die sich besonders oft Duschen eher eine Pilzinfektion, als andere. Daher ist es so wichtig, die Füsse nach dem Duschen gründlich abzutrocknen und die Haut mit einer Creme zu pflegen.
Warum ist unsere Haut an den Füssen so anfällig für Trockenheit etc.?
Wir haben pro Quadratzentimeter Haut an den Füssen Hunderte von Schweissdrüsen, aber keine Talgdrüsen, die die Haut schützen. Der Grund: Talgdrüsen hat man nur da, wo auch Haare sind und an den Fusssohlen sind wir völlig ohne Haar. Wenn wir diese Haut nun gar nicht pflegen oder die falschen Produkte verwenden, die die Haut scheinbar weich machen, aber nur einen Film über sie legen, weil sie Paraffine oder Parabene enthalten entsteht derselbe Effekt, wie wenn man ein Stück Leder ins Wasser legt: das Leder wird spröde und brüchig. Ein weiterer wesentliche Grund für zunehmende Trockenheit der Füsse liegt darin, dass im Alter die Produktion der Schweissdrüsen nachlässt oder versiegt, ohne entsprechende Pflege trocknet die Haut aus.
„Wenn die Haut nicht atmen kann und der Schweiss nicht verdunsten kann, quellen die Hornzellen zunächst auf und trocknen danach aus, weil sie nicht geschmeidig sind.“
Haben Männer und Frauen unterschiedliche Probleme? Pflegen sie ihre Füsse anders?
Es gibt durchaus einen beträchtlichen Anteil an Männern, die großen Wert auf gepflegte Füsse legen. Aber ganz oft sind es die Frauen, die die Männer anregen, mehr auf ihre Füsse zu achten. Ein Männerproblem sehe ich darin, dass viele Männer berufsbedingt auch im Sommer mit geschlossenen Schuhen zur Arbeit müssen. Das bedeutet für die Füsse Dunkelheit, Druck und vermehrte Feuchtigkeit.
Auch viele Sportler plagen sich aufgrund ihres Sports mit Haut- und Nagelproblemen.
Welche Wirkstoffe und Anwendungen empfehlen Sie für die Fusspflege?
Zu empfehlen sind Produkte, die Urea enthalten, aber auch pflanzliche Wirkstoffe sind gut, Ebenso eignen sich gute Öle, wie z.B. Hanföl hervorragend zur Hautpflege.
Wann empfiehlt sich der Besuch bei einer Podologin?
Man sollte immer dann zum Podologen gehen, wenn Schmerzen auftreten, sei es im Nagelbereich oder an der Haut. Auch wenn man sich nicht sicher ist, wie man seine Nägel schneiden oder seine Füsse pflegen soll, hilft ein Gang zum Podologen. Es wäre sehr wünschenswert, dass wir unseren Füssen mehr Aufmerksamkeit schenken. Geradejunge Leute sollten erfahren, dass es einen Beruf gibt, der unglaublich wertvoll und schön ist, bei dem man vielen Menschen helfen kann und dass unsere Füsse ein echtes Wunderwerk sind, die verdient haben, mehr Aufmerksamkeit und tägliche Pflege zu erhalten.
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